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10 Jahre ver.di - Die Chancengewerkschaft

Das im September 2011 erschienene Buch von Martin Kempe ist ein Essay über die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Kempe war von 2001 (ver.di-Gründung) bis Mitte 2007 als Chefredakteur für die ver.di-Mdien zuständig. Das Buch ist im Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster, erschienen (113 Seiten). Die erste Auflage war nach rund zwei Monaten vergriffen. Ein Nachdruck bzw. eine 2. unveränderte Auflage erschien Anfang bis Mitte Dezember 2011. Im Vorwort heißt es:

"Dieser Essay will Hintergünde ausleuchten, Widersprüchliches und Kritisches reflektieren, aber auch, wie der Titel des Buches schon sagt, Chancen und Erfolge der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft benennen. Leserinnen und Leser, die von mir "Enthüllungen" aus dem Innenleben von ver.di erwarten, muss ich enttäuschen. Ich habe, sicher mit einigem Hintergrundwissen, für dieses Buch ausschließlich öffentlich zugängliches Material verwandt. Und weil ver.di in der Tradition der deutschen Gewerkschaftsbewegung steht, habe ich in den Anfangskapiteln einige Aspekte der Gewerkschaftsgeschichte rekapituliert, die mir für das Verständnis des Gründungsprozesses, des Organisationsaufbaus und der gewerkschaftspolitischen Ausrichtung von ver.di wichtig erscheinen."

Inhalt:

I. Der euphorische Auftakt
II. Brachengewerkschaft oder "Allgemeine Gewerkschaft"?
III. Wendepunkte auf dem Weg zu ver.di
1. Exkurs: Der Kampf um die Macht der Gewerkschaften
2. Exkurs: Gewerkschaftliche Modernisierungsdebatte und soziale Realitäten
IV. Gründungsprozess und Praxis der Matrixorganisation
V. Die Multibranchengewerkschaft als "Allgemeine Gewrkschaft" des
Dienstleistungssektors
VI. Organisation zwischen Umverteilung und Besitzstandssicherung
VII. Gratwanderung zwischen Gemeinwohl und Lobbyismus
VIII. ver.di als Anwalt sozialer Gerechtigkeit
IX: Ansätze gewerkschaftlichen Neuaufbaus
X. Chancengewerkschaft 2011
Anhang: Zehn randvolle Jahre ver.di
Literatur


Ermutigungen für den aufrechten Gang im Betrieb

Erschienen 2007 im Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster.

Inhalt

Vorwort / In der Drei-Drittel-Gesellschaft / Neuaufbau Basis Ost / Schlecker hat uns so gemacht - eine Betriebsrätin berichtet / Erneuerung in der Krise / Der Enkel des Präsidenten / Wehren ist besser - Organizing im Klinikum / Der Streik der IT-Profis / Literatur

Aus dem Vorwort

Nichts Spektakuläres geschah in Deutschland an diesem Donnerstag, dem 13. August 2009. Abgesehen von der Erinnerung der Älteren an den Berliner Mauerbau vor 48 Jahren: Es war ein Tag wie jeder andere, an dem die Zumutungen für die arbeitenden Menschen das hierzulande gewöhnliche Maß nicht überschritten, an dem die Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen wie immer über die gegenseitigen Anwürfe der Politiker im Vorfeld der Bundestagswahl berichteten, an dem die Wirtschaftskrise das alltägliche Lebensgefühl der meisten Menschen noch nicht nachhaltig getroffen hatte. Überall gingen oder fuhren die Menschen zur Arbeit, wenn sie denn eine hatten. In Friedrichshafen und Hamburg, in Rüsselheim und Halle - überall kümmerten sie sich um die alltäglichen Dinge ihres Lebens.

Wie jeden Tag ist die Wirtschafterin Reinhild Fuchs (53) morgens um vier Uhr aufgestanden und hat sich nach einer schnellen Tasse Kaffee auf den Weg zur Arbeit gemacht. Ein wenig benommen von der kurzen Nacht fuhr sie aus dem kleinen Dorf im Umland über die menschenleeren Straßen zum Universitätsklinikum in der Robert-Koch-Straße in Göttingen. Sie brauchte ungefähr 20 Minuten, um pünktlich um fünf Uhr an ihrem Arbeitsplatz in der Zentralküche des Klinikums sein. Nach der Arbeit, am Nachmittag, das hatte sie sich vorgenommen, wollte sie an einem Treffen mit anderen Kolleginnen aus verschiedenen Bereichen des Klinikums teilnehmen. Die geplante Ausgründung der Zentralküche und anderer Bereiche, die von der Klinikleitung betriebenen Verschlechterungen bei Lohn und Arbeitsbedingungen Reinhild spürte wie so oft bei ihrer einsamen Fahrt durchs Morgengrauen die Empörung in sich hochsteigen.

Karin Heuser (39), deren wirklichen Namen wir hier nicht nennen, stieg am 13. August morgens gegen acht Uhr in Gotha in den Zug. Am Vortag hatte die Verkäuferin zusammen mit ihren Kolleginnen vom Gesamtbetriebsrat des Schlecker-Konzerns Einsicht in die Bilanzen des Drogerie-Discounters genommen. Die Daten verhießen nichts Gutes. Während der vierstündigen Fahrt ging die Diskussion unter den im gleichen Zug reisenden Kolleginnen weiter: Was bedeutet es für die kommenden Monate, dass der Konzern angeschlagen ist? Schlecker wird die Umstrukturierung seines Konzerns mit allen Mitteln forcieren, das ist ihnen klar. Und er wird alles dran setzen, die bestehenden, vor Jahren erkämpften Mitbestimmungsstrukturen zu zerschlagen. In dieser Auseinandersetzung, so Karin, "muss man auf alles gefasst sein".

........................(weitere Pesonen aus dem Buch werden vorgestellt)..............

Und schließlich Helge Biering (29). Der Projektsekretär packte gegen 16 Uhr in Halle an der Saale seinen Laptop ein, dazu noch einen Beamer und ein paar Broschüren für den regelmäßig von ihm veranstalteten Call-Center-Stammtisch ins Auto. Auf der Delitzscher Straße, einer Ausfallstraße in Richtung des Vororts Büschdorf, fuhr er achtlos an den erst kürzlich aufgehängten Wahlplakaten mit den örtlichen Kandidaten für die Bundestagswahl im September vorbei. Er würde die Parteivertreter ohnehin gleich im Büschdorfer Hof persönlich begrüßen, um ihnen im Beisein einiger Beschäftigter aus den regionalen Call-Center-Betriebsstätten die Frage vorzulegen, wie die dort herrschenden schlechten Arbeitsverhältnisse verbessert werden könnten.

Karin, Helge, Marianne, Reinhild, Kossigan und Margret, die hier kurz vorgestellt wurden und weitere, denen wir in diesem Buch noch begegnen werden, taten und tun nichts Spektakuläres. Sie sind in der breiten Öffentlichkeit unbekannt. Niemand würde sie auf der Straße erkennen. Sie arbeiten abseits der Scheinwerfer medialer Aufmerksamkeit. Sie kennen sich nicht und wissen nichts von einander. Aber sie alle vereint so verschieden ihre Persönlichkeiten, ihre Wohnorte, ihre Arbeits- und Lebenssituation auch sein mögen ein großes Projekt: der Zusammenschluss der arbeitenden Menschen zu gemeinsamer Interessenvertretung und organisierter Kraft, wo es sie noch nicht gibt, aber auch dort, wo sie nachlässt und erneuert werden muss.
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Die Jobwende -Wie man Arbeit schafft

Vorwort

Jobs! Jobs! - Jobs?

Das Modell Deutschland zerbricht
Auf dem Weg in eine neue "Klassengesellschaft"

Globalisiert in die politische Ohnmacht?
Standortdebatte weltweit - Die bedrohte Sozialpartnerschaft - Die Sackgasse der ungehemmten Standortkonkurrenz - Wege aus der Globalisierungsfalle

Wie machen es die Nachbarn?
Erfolgsmodell Dänemark: Immer nur arbeiten? Nej tak! - Schwedische Experimente - Modell Niederlande: Ein "Bündnis für Teilzeitarbeit" - Kann man wirklich nichts lernen?

Die Neugründung der Bundesrepublik
Einige notwendige Abschiede - Neue Arbeitspolitik für eine neue Republik

Die Umverteilung von Arbeit
Rückblick auf ein verlorenes Jahrzehnt - Wege zum Zeitreichtum - Das "Bündnis für weniger Arbeit"

Mobilisierung der unerledigten nützlichen Arbeit
Die defensiven Reformer - Die verborgene Erfolgsgeschichte des "zweiten Arbeitsmarkts" - Der "dritte Sektor" der Staat und die Gesellschaft

Vom Sozialstaat zur sozialen Gesellschaft
Die Vielfalt der neuen Arbeitsverhältnisse - Eine neue Perspektive zur Freiheit - Gleichberechtigung in greifbarer Nähe

Anhang: Parteiprogramme 1998


ZukunftsArbeit - Wege aus der sozialen Krise

Aus dem Vorwort

Massenarbeitslosigkeit, zunehmende soziale Spaltung- und Ausgrenzungsprozesse sind kein Naturgesetz. Sie können durch eine kooperative, zur Gesellschaft hin offene, die Tarifparteien einbeziehende Reformpolitik überwunden werden. Das ist die wichtigste These dieses Buchs. Ein Patentrezept gibt es dafür nicht, und allumfassende Lösungsmodelle verbieten sich seit dem Zusammenbruch des realen Sozialismus von selbst. Aber es gibt die verschiedensten Politikansätze, die zwar einzeln für sich die Probleme nicht lösen, die aber gangbare Wege aufzeigen und zusammengenommen so etwas wie eine gesellschaftspolitische Reformstrategie bilden könnten. Dieses Buch soll solche Wege aufzeigen…

Inhalt

Vorwort
Von der Standortdiskussion zu einer neuen Arbeitspolitik
Die Arbeitszeit: Weniger ist mehr!
Von der Arbeitsmarktpolitik zur neuen Arbeitspolitik
Exkurs: Arbeitsförderung und Umweltschutz
Über die Modernisierungsdebatte hinaus - Gesellschaftspolitik in einer gespaltenen Gesellschaft
Gibt es eine neue soziale Krise?
Umrisse einer neuen Arbeitsgesellschaft

Anhang:
Die Lohnarbeitsgesellschaft ist nicht zu retten - Ein Interview mit André Gorz
Die Umverteilung von Arbeit (Berechnungen)
Literatur


Die Kraft kommt von den Wurzeln - Perspektiven der Gewerkschaftsbewegung in Deutschland

Inhalt

Einführung
Die andere Solidarität
Das neue soziale Bündnis

  • Das Bündnis mit der Ökologiebewegung
  • Das Bündnis mit dem "modernen Arbeitnehmer"
  • Das Bündnis mit der Frauenbewegung

Internationalismus

  • Weltweit
  • im eigenen Land

Elemente eines politischen Erneuerungsprozesses

  • Aktive Strukturpolitik
  • Die Zukunft des Öffentlichen Dienstes
  • Die neue Tarifpolitik
  • Von der Mitbestimmung zur Selbstbestimmung

Die Neue Organisationspolitik

  • Die Gewerkschaften als offene Bewegung
  • Die Zukunft der IG Metall
  • Die Tarifbewegung der Zukunft
  • Plädoyer für eine neue Kultur des sozialen Protests

Anhang

  • Rezension von Martin Kempe zu André Gorz "Kritik der ökonomischen Vernunft"

Aus dem Vorwort

Die Möglichkeit, dass nicht mehr die stark differenzierte bundesdeutsche, sondern eine politisch und sozial gespaltene gesamtdeutsche Gesellschaft zum Bezugspunkt der gewerkschaftlichen Politik werden könnte, hat damals niemand vorausgedacht. Inzwischen aber hat sich die DDR-Gesellschaft nach langen Jahren erzwungenen Schweigens in die deutsche Geschichte eingeschaltet. Die Gewerkschaften sind unversehens im eigenen Land mit einer Aufgabe konfrontiert, die sich ihnen sonst nur jenseits der nationalen Grenzen und damit auch oft jenseits ihres politischen Horizonts stellt: politische und soziale Ungleichheit und Ungleichzeitigkeit in einen solidarischen politischen Zusammenhang zu bringen.